Nisthilfen für Mehlschwalben in Ravensburg

Bild: Mehlschwalben Nisthilfe mit Kotbrett NABU Ravensburg
Mehlschwalbennisthilfen werden an einem Gebäude in Oberhofen installiert. Das sogennante Kotbrett unterhalb des Nestes dämmt die Verschmutzung an und unterhalb der Fassade ein.

Der NABU Ravensburg befasst sich seit Jahren erfolgreich mit dem Mehlschwalbenschutz in der Region. Die größten Kolonien befinden sich auf dem Hofgut Rahlenhof mit ca. 60 Brutpaaren, sowei  bei der Fam. Strobel in Oberzell mit ca. 25 Brutpaaren.


10 Dinge, die Sie zum Schutz von Schwalben und Mauerseglern tun können:

1. Brutplätze von Schwalben und Mauerseglern melden vogelschutz[at]nabu-ravensburg.de

2. Werden Sie aktiv und unterstützen Sie uns bei unserer NABU Ravensburg Aktion "Ein Herz für Schwalben und Mauersegler!" in dem Sie mit ein oder zwei Nachmittagen im Jahr bei der Installation und Reinigung der künstlichen Nisthilfen mithelfen.

3. Schwalben und Mauerseglernester am Haus bzw. in Gebäuden dulden oder Alternativen schaffen (Das Entfernen der Nester ist laut § 42 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und Artikel 5 Vogelschutzrichtlinie verboten und wird mit hohen geldbußen bestraft!)

4. Kotbretter ca. 70 cm unterhalb der Nester anbringen, falls der Kotanfall bei Schwalben stören sollte. (Der NABU Ravensburg berät Sie hier gerne!)

5. In der Landwirtschaft und im Garten möglichst "giftfrei" wirtschaften.

6. Flächenversieglung vermeiden und Gärten und Wege naturnah gestalten

7. Naturnahe Lebensräume, besonders Feuchtbiotope, erhalten bzw. neu anlegen

8. Bei Neubau von Gebäuden oder Dämmaßnahmen Nisthilfen für Mauersegler und andere Arten einrichten. Schwalben und Mauersegler nehmen Kunstnester gerne an. Erfahrungsgemäß kann es jedoch mehrere Jahre dauern, bis solche Nistmöglichkeiten angenommen werden. Lassen Sie sich nicht entmutigen, denn die Vögel werden mit der Zeit ihre Nisthilfen finden.

9. Glasflächen mit Vogelsilhouetten bekleben

10. Sprechen Sie mit Nachbarn und ihren Freunden über die Glück bringenden Schwalben und Mauersegler, ihre bedrohte Situation und was Sie für den Schutz dieser Vögel tun können.

 

Danke für ihre Unterstützung!


Bestandsentwicklung:

 

Die Mehlschwalbe zählt zu den bekanntesten Vogelarten in Städten und Dörfern. Ihre Zahl geht jedoch seit Jahren zurück. 2002 musste sie in die Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel aufgenommen werden. Schon bei ihrer Wahl zum Vogel des Jahres 1974 wurde ihre Schutzbedürftigkeit erkannt. Seitdem ist viel für diesen sympathischen Vogel getan worden. Dennoch konnte der insgesamt negative Bestandstrend in Baden-Württemberg bisher nicht aufgehalten werden - die Mehlschwalben verzeichnen einen Rückgang von -35% innerhalb der letzten 8 Jahre.

 

Dies nimmt der NABU Ravensburg zum Anlass, die Aktion "Ein Herz für Schwalben!" in Leben zu rufen. Nur durch die Unterstützung von naturverbundenen Bürgern wird es möglich sein, diesen Trend zu stoppen. Wir müssen dringend weitere Nisthilfen installieren, da die Anzahl der natürlichen Nester stetig sinkt.


AKtion: "Ein Herz für Schwalben!" mehr

 

Bild: Mehlschwalben Aktion: Ein Herz für Schwalben NABU Ravensburg
Mehlschwalbenaltvogel bei der Fütterung - rechts Jungvogel kurz vor dem Ausflug! Foto: J. Strobel Oberzell

 

Mehlschwalben gehören nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Tieren. Es ist daher verboten, ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Diese Vorschrift schützt somit die Art selbst, als auch ihre Nester, zumal diese bei Mehlschwalben im nächsten Jahr wieder besetzt werden. Bei der Zerstörung von Nestern kann die Naturschutzbehörde zudem die Anbringung künstlicher Nisthlfen anordnen.

 

Damit die Mehlschwalbenpopulation sich auch in Zukunft im Landkreis Ravensburg vergrößert, braucht sie Hilfe! Sowohl Mehl- als auch Rauchschwalben sind Kulturfolger und leben wie kaum eine andere Vogelart ganz in der Nähe des Menschen. 

Bild: Mehlschwalben natürliches Nest  NABU Ravensburg
Mehlschwalbe am natürlichen Nest bei der Fütterung. Durch die zunehmende Asphaltierung unserer Straßen und Wege werden diese Nester leider immer seltener. Foto: Hofgut Hügle Bottenreute

 

Die Schaffung und Erhaltung von Lehmpfützen, oder die Bereitstellung von künstlichen Nisthilfen unterstützt im Frühjahr die aus dem Süden zurückkehrenden Schwalben beim Brutgeschäft erheblich. In trockenen Perioden reicht es oft schon, die Pfützen kurzer Hand mit Wasser zu befüllen. Um das Verschmutzen von Hauswänden durch Schwalbenkot zu unterbinden, ist es hiflreich und wirksam, sogenannte Kotbretter mind. ca. 60 cm unterhalb des Nestes anzubringen. Werden die Kotbretter mit geringerem Höhenabstand angebracht, besteht die Gefahr, dass Predatoren wie Marder oder Krähenvögel die Jungen im Nest gefährden. Die Tiefe dieser Bretter beträgt ca 20 cm und ein Überstand in der Breite von 20 cm auf jeder Seite ist empfehlenswert.

 

 

Die Mehlschwalbe - das Porträt:

 

Vogel des Jahres 1974


Name und Verwandtschaft

Die Mehlschwalbe (Delichon urbica) gehört zur Familie der Schwalben (Hirundinidae) und ist ein Singvogel. Ihre nächsten Verwandten sind Uferschwalbe, Felsenschwalbe, Rauchschwalbe und Rötelschwalbe.

Kennzeichen

Verglichen mit ihrer vielleicht noch bekannteren Verwandten, der Rauchschwalbe, ist die Mehlschwalbe kleiner und wirkt gedrungener. Ihre Flügel und ihr Schnabel sind kürzer. Der Schwanz ist relativ kurz, aber deutlich gegabelt, das Gefieder auf der Oberseite metallisch blau-schwarz, der Bürzel auffällig weiß.

Nahrung

Die Mehlschwalbe ernährt sich überwiegend von kleineren, fliegenden Insekten, wie Fliegen, Mücken und Blattläusen.

Lebensraum

Die Mehlschwalbe brütet vor allem in menschlichen Siedlungen, wobei sie die Nähe von Gewässern bevorzugt. Felskolonien sind selten.

Fortpflanzung

Nach der Rückkehr aus ihrem afrikanischen Winterquartier südlich der Sahara bauen Mahlschwalben ihr Nest aus Ton und Lehm in der Regel an die Außenseite von Gebäuden. Die Ablage der 2 bis 6 weißen, mit fortschreitender Bebrütung gefleckten Eier erfolgt in Mitteleuropa meist ab Mitte Mai. Die Eier werden 14 bis 16 Tage lang bebrütet. Nach dem Schlupf folgt eine 23 bis 30-tägige Nestlingsdauer. Zweitbruten sind keine Seltenheit.

Bestand

Auch wenn die Mehlschwalbe mit einem Gesamtbestand von mindestens 10 Millionen Brutpaaren noch immer zu den häufigsten Vögeln Mitteleuropas zählt, hat ihr Bestand in den meisten Ländern doch erhebliche Einbußen erlitten. In Deutschland geht ihre Zahl seit Jahren kontinuierlich zurück und liegt heute zwischen 820.000 und 1.400.000 Brutpaaren.

Gefährdung

Bestandsrückgänge sind teilweise klimatisch bedingt, könnten jedoch bei ansonsten geeigneten Lebensbedingungen relativ schnell wieder ausgeglichen werden. Der negative Trend ist in den meisten Regionen auf Verluste an Brutmöglichkeiten, ein verringertes Angebot an Insektennahrung und die immer noch anzutreffende mutwillige Zerstörung von Nestern zurück zu führen. Hinweise auf negative Einflüsse in Rast- und Überwinterungsgebieten (Pestizide, Jagd) liegen ebenfalls vor, sind jedoch in ihrem Ausmaß unzureichend belegt.

Vorschläge zum Schutz

Das Anbringen von Nisthilfen kann zumindest lokal zu Bestandsverbesserungen führen, besonders in Bereichen, wo "Baumaterialmangel" herrscht. Der absichtlichen Zerstörung von Nestern sollte durch Aufklärung in der Bevölkerung entgegen gewirkt werden. Darüber hinaus müssen die Ursachen für Verluste in den Rast- und Überwinterungsgebieten analysiert werden, um auch dort wirksame Schutzmaßnahmen herbeiführen zu können.